P-21 – Halblederzeug W 1

Eigenschaften:

Kennung:

A.II.3.e.209 P-21 Halblederzeug W 1 Hose

Widmung:

-

Fertigstellung:

Hose: 15. Dezember 2023

Kosten:

Hose: 129,91€ 

(Hose: 50,85€ Oberstoff + 59,06€ Leder + 20€ Knöpfe)

Stoffe & Leder:

Kurzwaren:

Garne:

  • 80er Filament Tera Schwarz (Generellgarn & Absteppungen)
  • Gütermann Knopflochseide Schwarz (Knopflöcher)
  • 40er Filament Tera Schwarz (Knöpfe)
  • 120er Filament Schwarz (Umkettelung)
  • 20er Filament Schwarz (Hauptknöpfe Bund)

Maschinen:

Beschreibung:

Arbeitsgarnitur bestehend aus Hirschleder wie Deutschleder (dichter Baumwolle). Beanspruchte Stellen, welche bei Arbeitskleidung zum Aufscheuern und Reißen neigen, sind mit Leder versehen.

Hose:
Lederbesatz wie bei den Reiterhosen R 1 & R 2, da bei Handwerkern der Schritt schnell scheuert. Kniepartie ebenfalls mit Leder versehen. Schnitt der Reiterhosen eignet sich ebenfalls wegen der Bewegungsfreiheit durch den hohen Schritt und Bund. Eingriffe der Handy- & der Meterstabtasche aus Hirschleder, Beutel aus Wolltuch. Seitliche Taschen gänzlich aus Deutschleder, da gerne Schrauben und Bohrer dort transportiert werden.
Sämtlicher Lederbesatz mit halber Kappnaht und dreifachem Steppstich gesichert. Dreifacher Steppstich überall dort, wo es möglich war mit der Flachbettmaschine.

Halber Hosenaufschlag als Abschluss und ebenfalls dreifach abgesteppt.
Doppelte Bundfalte um Luft zu geben.
Riegel an der Hinterhose schlicht um optisch Fülle zu geben.
Sechs Knopflöcher handgestickt, sämtliche Knöpfe aus Büffelhorn. Knöpfe mit starkem 40er Filament Tera angenäht wegen der größeren Belastung und dem harten Deutschleder. Stark beanspruchte Bundknöpfe sind aufgescheuert, mit 20er Filament neu angenäht.


Hosenträgeraufnahme innen am hohen Bund, außen die obligatorische Schildaufnahme.

Geschichte:

 Es ist unsäglich, wie der Handwerker in Deutschland in Sachen Arbeitskleidung abgespeist wird. Selbst die hochgepriesene Marke Engelbert-Strauß ist eigentlich hochtechnologischer Müll, viele Steppnähte aber dennoch schlechter Schnitt und minderwertiges Material.

Aber das ist ja überall so, muss aber nicht sein. Eine Arbeitsgarnitur eines Arbeiters muss noch deutlich durchdachter sein als es eine normale Freizeit- oder Bürogarnitur je ist. Eine Arbeitergarnitur trägt man mindestens 40 Stunden in der Woche, man schwitzt in ihr, man muss sich in ihr ordentlich in alle Richtungen bewegen können, sie schützt einen vor Funken, Wind, Wetter, Dreck und auch anderen gefährlichen Situationen in den deutschen Werkstätten. Durch die viele Bewegung in den Garnituren, meine Schritte pro Tag haben sich verdoppelt als man von der Schule ins Handwerk gewechselt ist, ist das Material größtem Verschleiß ausgesetzt. Hat man die falschen Stoffe für seinen Beruf gewählt oder auch einen Schlechten Schnitt in der Hose, so muss man sich des Öfteren neu einkleiden und das ist Quatsch.
So wurden sich seit Beginn des eigenen Handwerkerdaseins Gedanken gemacht und Erfahrungen gesammelt, wie denn die ideale Garnitur für den eigenen Schreineralltag aussehen mag. P-21 soll dabei zumindest von der Idee und der Schnittwahl sich stark dem Ideal nähern, allerdings kann das Projekt durch die geringen finanziellen Mittel nur die Übergangslösung sein. Eigentlich ist Eine Kombination aus Wolle & Hirschleder sowie Leinen & Hirschleder gedacht. P-21 hingegen ist Baumwolle und günstiges Hirschleder, da es bereits eingesetzt wurde.  Deutschleder seit dem Kauf der ersten Arbeitskleidung 2021 und das chromgegerbte schwarze Hirschleder für die P-30 Reiterhose R 2. Mit diesen Materialen hat man bereits Erfahrung und die zugekaufte Arbeitsweste, Arbeitshose und auch die P-4 Fellarbeitsjacke Köper vom Schneider sind allesamt aus Deutschleder, man kann sie also gewissenhaft als Anzug kombinieren und so nach und nach die P-21 in den Arbeitsalltag implementieren.

Schon beim Zuschnitt der P-11 Doppelpilottasche zeichnete man einen Trennstrich für den Stoff der P-21 Hose ein, ich hatte das Deutschleder vor langer Zeit aufgekauft. Nicht, dass man am ende keinen Stoff mehr hat.
Nach Fertigstellung der P-30 Reiterhose R 2 im Dezember 2023 war man geübt in Hosen und nahm sich darum direkt der P-21 Hose an.
Nach Übertragung des Reiterhosenschnittmusters änderte man noch einiges ab. Die Arbeitshose bekommt zwei Bundfalten und natürlich keinen geknöpften Wadenabschluss, man trägt ja schließlich keine Schaftstiefel. Nein, ganz normale halbe Hosenaufschläge soll sie bekommen, wobei sie dennoch fast zu schmal für die klobigen Arbeitsstiefel geschnitten wurden. Das wäre dann unschön, wenn man einen Keil hätte einnähen müssen, die Taschen und alles andere waren da bereits gefertigt, als es an den Saum ging.
So verbrachte man drei Urlaubstage mit der Fertigung, steppte vieles dreifach ab. Eigentlich unnötig, einmal reicht, aber wer kann, der kann. Hoffentlich muss man diese Nähte nicht mehr öffnen.
Es war ein Segen, dass das Reiterhosenschnittmuster nach der P-15 Reiterhose R 1 zusammen mit dem Schneider perfektioniert wurde. Erst kürzlich ist dem Kollegen die Hose im Schritt gerissen, da er ein wenig Akrobatik machen musste. Durch den hohen Schritt und Bund wird das hier nicht passieren. Bei der alten Arbeitshose musste aber wiederum der ordentlich aufgescheuerte Schritt aufwendig durch eine zweite, eingenähte Lage Deutschleder repariert werden. Durch den Lederbesatz wird das nun ebenfalls nicht passieren. Genauso ist eine kritische Stelle der Handwerker die Kniepartie. Eigentlich sollte Mann nur vor Gott und seiner zukünftigen Ehefrau knien, aber der Handwerker kriecht auch gerne auf Knien herum. Diese Stelle wurde durch Leder ersetzt. Wenn auch die minderwertigen, unschön geschliffenen Stellen der Hirschhaut. Ansonsten gäbe es kein schwarzes Leder mehr für die P-31 Hirschweste R 2. Es ist abzuwarten, ob diese dünneren Stellen Leder noch genug aushalten. Man ist zuversichtlich.
Es war ein recht dynamisches Projekt, man fiel viele spontane Entscheidungen. Um den Werkstattleiter glücklich zu machen wurde auch eine Meterstabtasche vernäht. Die ursprüngliche Arbeitshose verfügt nicht über sowas, ist auch recht so, das würde bei einer aufgesetzten Tasche die ordentlich fließende Gesamtkontur stören. Als Schreiner vertraue ich sowieso eher Lineal, Rollmeter und Messschieber, der Meterstab ist das doch das ungenaueste Werkzeug, ich führe es ungerne. Aber heutzutage ist in den Betrieben eigentlich obligatorisch einen Meterstab dabei zu haben. So wurde eine Schlichte Tasche an die linke Hosenfront eingesetzt. Wie bei der Handytasche rechts ist der Eingriff durch Leder Scheuerfest und bietet dem Handy wie dem Meterstab eine gewisse Rausfallsicherheit durch die Reibungskraft des samtig weichen Hirschleders.
Hinten wurde ein Riegel angebracht, wie an jener ursprünglichen Arbeitshose. Durch das fehlen der Passen sieht die Kontur für eine Arbeitshose zu sauber aus, es fehlt ein Element. Ein Schnittmuster hatte man durch die einst gefertigte Fishtailhose. Die Breite wurde aber um 20 mm vergrößert. Der Riegel ist allerdings mangels passender Kurzwaren ohne Funktion und nur durch einen festen Knopf und Handnähte gesichert.
Ein stattlicher Bund schließt die Hose ab. So hoch gewählt, dass er mit zwei 20 mm Knöpfen geschlossen werden kann. Die Maßgeschneiderte Passform umschmeichelt merklich die Taille was ein gewisses Gefühl der Sicherheit gibt. Man fühlt sich ordentlich eingepackt. Das wird wohl der bisher höchste Bund sein, er übersteigt sogar den Bauchnabel, aber das ist auch recht so. Gebt dem Maurerdekolletee keine Chance. Es ist widerlich.
Bei der Bundverarbeitung traute man sich mal etwas Neues. Innen und Außenbund waren erst getrennt. Zuerst der Innenbund mit 7 mm angenäht, dann Außenbund und Innenbund mit 10 mm Nahtzugabe gleichzeitig vernäht, sodass man innne eine Saubere Kante hat und man nicht im Nahtschatten nähten muss. Dann durch die guten Bügeleigenschaften, sofern man ein ordentliches Bügeleisen besitzt, die oberen Nahtzugabe umbügeln und versteppen. Hätte man noch sauberer gearbeitet sähe das oben auch nochn besser aus. Arbeitet man innen ohne Futter wie bei dieser Hose, kann man diese Methode empfehlen.  

Im Mittsommer SM 2/2024 war man als Unterstützung für die Küchenleitung eingesetzt, so war man kaum im operativen Betrieb in der eigentlichen Küche tätig. So hatte man auch selten Küchenkleidung an sondern eben die, welche einem gefällt. Als es plötzlich hieß, dass es zum Küchenschwimmen geht, muss man eben den Kollegen in Schürzen und Küchenshirts in den See folgen und war in Jener P-21 Hose, Lederstiefel, Hemd, Unterhemd und Wollstrümpfe im Bodensee, ist bis zu blauen Badeinsel geschwommen. Was erst danach aufgefallen ist, der Schritt war gerissen. So wurde erstmal jene Hose mit Hirschleder schonend getrocknet, das dauerte einige Tage, und dann beim Übergang von SM 2 zu SM 3 repariert. Natürlich hatte man sein Nähzeug dabei und reparierte den aufgerissenen Schritt, die Naht hat nicht überlebt, das Leder schon, so soll es sein. Wenn man das schon mit der Hand macht, wurde es wieder mit 80er Tera-Garn und in Sattlernaht genäht. 

Produktion:

Hose:

  1. Schnittmuster der Reiterhosen auf Deutschleder auftragen und abändern, sodass es keinen geknöpften Wadenabschluss gibt
  2. Deutschleder und Hirschleder ausschneiden. Leder in Kniepartie einnähen und absteppen
  3. Abnäher schließen und absteppen
  4. Handy- wie Meterstabtasche einnähen
  5. Lederbesatz einnähen und absteppen
  6. Hosenschlitz mit handgestickten Knopflöchern fertigen und einnähen
  7. Riegel fertigen und hinten ansteppen
  8. Seitennähte schließen und Passform prüfen
  9. Seitennähte öffnen und Hosentaschen aus Deutschleder einnähen
  10. Bund ausschneiden und annähen, absteppen
  11. Drei Knopflöcher an Bund sticken
  12. Knöpfe an Bund & Hosenschlitz annähen
  13. Passform prüfen und halben Hosenaufschlag fertigen und ansteppen